Planung und Pflege von AgroforstsystemenNachhaltige Landwirtschaft mit Bäumen: Agroforstsysteme – Agroforstwirtschaft |
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Die Planung von AgroforstsystemenWarum Agroforstsysteme planen? Unter Forstleuten wird gesagt, dass die Förster planen und die Bauern bewirtschaften. Das hat seinen Grund in den langfristigeren Zeitabläufen, die wir in Baumsystemen vorfinden. Im Rahmen der Agroforstwirtschaft (AFW) aus Bäume und landwirtschaftlicher Nutzung erfolgt daher zwingend eine multifunktionale, transdisziplinäre Planung. [Transdisziplinär = Fähigkeit, Probleme und Lösungsansätze über seine eigenen Fachgrenzen hinaus zu erkennen]Folgender Text basiert auf den Stichpunkten eines Vortrages, den Burkhard Kayser im Januar 2009 auf den Bauerntagen in Wels (Österreich) gehalten hat. |
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- langfristige Bindung auf der ganzen Fläche - Komplexität (Multifunktionaler Bewirtschaftungsansatz) - Vorausschau (lange Zeitabläufe/Umtriebszeiten) - Kritische Betrachtung der Alternativen - Die größte Fehlerquelle ist eine mangelhafte Planung
Was wird geplant? - die gesamten Flächen - alle Produktionen und Dienstleistungen - rechtliche, betriebliche (funktionale und ökonomische) Einbindung
Rechtliche Situation in Deutschland Fördermaßnahmen in Deutschland
B. Betriebliche Einbindung
2. Auswahl der Fläche mit Unterkulturen 3. Baumarten und passende Selektionen auswählen 4. Pflanzrichtung und -dichte bestimmen
unter Berücksichtigung der - eigene Motivation - vorhandenen Kulturen und Tiere - Verfügbarkeit von Arbeitskräften - Verarbeitungs- und Vermarktungsmöglichkeiten dazu: - Landschaftsästhetik - Ökologische Auswirkungen, angrenzende Biotope
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Unterkulturen Grundsätzliche Unterteilung in Ackerbau-Agroforstsysteme (Silvorarable AFS) Weide-Agroforstsysteme (Silvopastorale AFS)
Kriterien für die Auswahl des Systems - vorhandene Kenntnisse nutzen – mit erprobten Kulturen anfangen - Anbauwürdigkeit hängt stark von der Gestaltung des Systems ab - geringe Pflanzdichte mit hohem Aufasten für fast alle Kulturen - Windschutzpflanzung für fast alle Kulturen - Wintergetreide und Weidegras vertragen partielle Verschattung am besten - ganzflächige Verschattung für passende Sonderkulturen (z.B. Ginseng) - vorhandene Ackerkulturen und Grünland werde im Ertrag sinken – Ertrag wird durch Holz ausgeglichen - Übliche Unterkulturen: Wintergetreide, Winterraps, Futtergemenge, Weidewirtschaft, Sonderkulturen (z.B. Ginseng) - Kritischere Unterkulturen: Mais (C4-Pflanzen), Körnerleguminosen - Komplementarität mit bestem Ergebnis (Wasser- und Lichtbedarf) - AFS sind nur auf guten Standorten rentabel - Gute (Grund-)Wasserversorgung für das Baumwachstum entscheidend – verringert die Konkurrenz zu den Unterkulturen - Auf marginalen Standorten als Wind- und Erosionsschutz, etc. Bodenverbesserung ist nur indirekt und langfristig möglich - in Feuchtgebieten als Pumpen wirkend (v.a.Pappeln), aber nicht kompatibel mit Drainagen (Wurzeln wachsen hinein)
3. BAUMARTEN UND PASSENDE SELEKTIONEN AUSWÄHLEN
Aufastung
einer Schwarznuss-Hybride für Wertholz - Holzproduktion - Frucht- und Nussproduktion - Sonderformen
Ziele der Holzproduktion - Wertholzproduktion - Industrieholz, Brennholz - Biomasse für stoffliche Verwertung (Zellulose, chemische Produkte) - Biomasse für energetische Verwertung (Holzhackschnitzel, Pellets)
Kriterien für die Auswahl der Gehölzarten - Konkurrenz zu Waldprodukten meist ungünstig - Freie Marktnischen suchen - Produktionsziel Hochwertigkeit - Lichtbaumarten sind erste Wahl (Vorteil gegenüber dem Wald) - Nur selektierte Baumarten (Sorten, Klone) pflanzen. Selektiert auf - Gradschaftigkeit - Schnellwüchsigkeit - Fruchtgröße, etc. - Mischpflanzungen nur, wenn keine Konkurrenz gegeben - Abstimmung der Wüchsigkeit - Pflanzabstände halten
- Ahorn (Acer platanoides, Acer pseudoplatanus) - Schwarzerle (Alnus glutinosa) - Esche (Fraxinus excelsior) - Walnuss (Juglans regia) - Schwarznuss (Juglans nigra) - Vogelkirsche (Prunus avium) - Speierling (Sorbus domestica) - Elsbeere (Sorbus torminalis) - Birne (Pyrus sp.) - Robinie (Robinia pseudoacaia) - Pappeln (Populus-Hybr.) - Weiden (Salix-Hybr.) - Kiefer (Pinus sp.) Mehr dazu unter Agroforst-Gehölze
Ernten von Wertholz mit der Motorsäge oder Harvestern wie im Forst üblich
Früchte und Nüsse Es kommen alle Obstarten in Frage, die auch in Plantagen angebaut werden. Diese werden wie in Plantagen wachsen gelassen, d.h. nicht aufgeastet in in Agroforstsystemen üblich. alle hochstämmigen Obstarten (Apfel, Birne, etc.) Wildobst, wie es bisher in Plantagen angebeut wird (Hagebutte, Aronia, Sanddorn, Walnuss, etc.)
Maschinelle Ernte von Obst und Nüssen Halbmaschinelles Schnitternteverfahren für Hagebutten, Sanddorn, etc. Apfel-Auflesemaschine Haselnuss-Sauger
Informationsquellen über Agroforst-Bäume Beispiele: 1. Internet – Suchmaschinen und Verzeichnisse Suchbegriffe: Agroforstwirtschaft, Baumnamen (deutsche und botanische Namen), Wertholz,etc. 2. Broschüren der Forstorganisationen über Wertholzproduktion 3. Baumschulkataloge mit detaillierten Angaben, z.B. www.Bruns.de: www.LvE.de 4. Forstliche Fachbücher
Profile von Bäumen als Basis für Entscheidungen: welche Bäume passen für meinen Betrieb? - Wuchs - Größe (Höhe und Kronendurchmesser) - Standort - Boden - Eigenschaften - Wurzel - Verwendung - Lichtdurchlässigkeit - Blütezeit (Ästhetik, Bienenweide-Planung) - Früchte
Anordnung der Bäume - Im Grünland im versetzten Raster z.B. 20 x 20m oder in Reihen - Im Ackerbau nur in Reihen, im Idealfall Nord-Süd = beste Sonnennutzung - Hauptwindrichtungen beachten
Anzahl - Es wird möglichst auf Enddichte x 2 bis 3 gepflanzt Beispiel: erwünscht 50 Bäume/ha – gepflanzt 100 -150 Bäume/ha - Besser größere Bäume als im Forst mit gutem Mitteltrieb kaufen, als junge, pflegeintensivere mit unklarer Herkunft > geringerer Aufwand für Pflanzung und Schutz
Pflanzabstände - Licht ist wichtiger Wachstumsfaktor (BHD-Entwicklung) Abstand in der Reihe: - minimal 10-12 m, bei kurzem Umtrieb 4 m - maximal ca. Kronendurchmesser im Freistand (z.B. Wildkirsche) - versetzte, leicht unregelmäßige Anordnung anstatt im Quadrat verbessert die Landschaftsästhetik - Breite der Baumreihenstreifen im Ackerbau ca. 1-2m, bei Frucht- und Nuss-Nutzung entsprechend dem Kronendurchmesser > immer beibehalten bzw. nur vergrößern, sonst Wurzelschäden! - Pflanzung im Ackerbau entlang der Höhenlinien verhindert Erosion, evtl. schwierigere Bearbeitung Abstand zwischen den Reihen (= Fahrgasse plus Baumstreifenbreite): a) Faustregel: zweimal die Höhe der Bäume = Balance zwischen Kulturen und Bäumen Beispiel: Speierling (Sorbus domestica) Höhe: 12 m (10-15m) Reihenabstand 24 m b) Holz betonte Systeme: einmal die Baumhöhe c) ein vielfaches der Norm-Gerätebreiten von Mähbalken, Bodenbearbeitung, Hacken, bio-dyn. Spritze, etc. Beispiel: 3m Breite Fräse, 4m breite Hacke = 12m Normbreite Reihenabstände also 12, 24, 36 oder 48 m plus Baumreihenbreite
Die Pflanzung der Bäume - Tiefenlockerung wenn nötig – das schaffen die Bäume nicht selbst! Z.B. mit Tiefenmeissel, Parapflug, etc.
- Anbinden wie üblich, bei Rinderhaltung scheuersicher - Verbissschutz anbringen, je nach vorkommenden Haus- oder Wildtieren (incl. ___Wühlmäuse, Feldmäuse, usw.) - elektrisch einzeln (Selbstbau) - mechanisch (Forstbedarf) - Zaun - mit Schafwolle umwickeln (fraglich) - Nur zügiges Jugendwachstum bringt Wertholz
Gestaltung der Baumreihe im Ackerbau - Nur zügiges Jugendwachstum bringt Wertholz - Konkurrenz der (Kultur-)Gräser und Kräuter ausschalten - Mulchmaterialien: z.B. Stroh, grobes Heu, Holzhäcksel, Biologisch abbaubare Folie - Begrünung des Baumstreifens ohne Kultur-Gräser (=Konkurrenz) Vorschlag: gebietsheimische Kräutermischung mit Wildblumen aussäen - die ersten 5 bis 8 Jahre gut für den Wurzelbereich sorgen (zügiges Anwachsen garantieren) - für Schutz vor Wühlmäusen und Feldmäusen sorgen Drahtkäfige, Schafwolle, Glasscherben - Breite der Baumreihe bei der Bodenbearbeitung einhalten - Sitzstangen (Kruken) aufstellen – sonst werden die jungen Triebe der Bäume von Greifvögeln durch aufsitzen geschädigt.
Pflege der Bäume - vorgreifende Aufastung (vgl.Forst) - max. Aststärke < 5cm absägen - Faustregel: für Wertholz astfreie Schaftlänge ca. 25–35% der Endhöhe am Standort, bei Biomassenutzung auch 50% - Optimale Wertholz-Längen in 3m-Abschnitten d.h. Schaftlängen von ca. 3,5m, 6,5m, etc. asten - Informationen über Wertholzproduktion ist auf Forstseiten im Internet zu finden
Ökonomie
3 -10 € /Baumschutz Bäume / ha: 25 – 50 Umtriebszeit: 40 – 60 Jahre (a) Ertrag: Ø 1 (- 1,5) fm Festmeter Wertholz / Baum Erlös / fm: 400 – 1.500 €; Ø 750 €
bei 25 Bäume/ ha / 50 Jahre und 1 fm/ Baum = 25 fm / ha: Erlös / ha: 10.000 – 37.500 € / 50 a = 200 – 750 € / a Pflegekosten: 10 min / Baum / Jahr 1-20 (Wertästung) 1.530 € / ha / Umtriebszeit für Mulchen, etc. Erntekosten: 10 € / Baum / Umtriebszeit Rodung: 2.000 € / ha (Rodefräse)
Ein Artikel dazu: Möndel, A. Bäume wachsen nicht in den Himmel. DLZ Agrarmagazin, 10/2007 S. 20-23. www.agroforst.uni-freiburg.de/download/dlz.pdf
Strategien zur Wirtschaftlichkeit von AFW
- Marktnischen erschließen - Maschinelle Ernte - Angepasste Mengen produzieren - Hochwertige Produkte - Veredelung - Direktvermarktung - Gute Planung der Anlagen und Vermarktung
Strategien für erfolgreiche Agroforstsysteme
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