Bäume und Sträucher in Agroforstsystemen

Nachhaltige Landwirtschaft mit Bäumen: Agroforstsysteme – Agroforstwirtschaft

[Start]  [Einführung&Infos]   [Grundlagen&Planung]   [Forschung&Praxis]   [Service]   [Kontakt]   [Beratung]

 

Auf dieser Seite werden die möglichen Agroforst-Baumarten dargestellt. Ein Teil davon wird detailliert dargestellt. Außerdem wird auf die Verwendung von Sträuchern eingegangen.

 

Baumartenliste

Auswahl der Gehölze

Verwendung von Sträuchern



Informationen zur Wertholzproduktion (neue Seite)

Links zu Informationen über Gehölze (neue Seite)

Gehölze für Energie und Biomasse (neue Seite)

 

 

BAUMARTENLISTE

Diese Bäume können für Wert- und Industrieholz, Frucht oder Sondernutzung an Agroforstsystemen angepflanzt werden. Für ihre Eignung und Verwendung (grün) bitte klicken. Die Liste ist nach dem botanischen Namen sortiert.

Spitzahorn (Acer platanoides)

Bergahorn (Acer pseudoplatanus)

Schwarz-Erle (Alnus glutinosa)

Sandbirke (Betula pendula)

Esskastanie (Castanea sativa)

Esche (Fraxinus excelsior)

Gleditschie (Gleditsia triacanthos)

Walnuss (Juglans regia)

Schwarznuss (Juglans nigra)

Wildapfel (Malus sylvestris)

Kiefer (Pinus silvestris)

Schwarzpappel (Populus nigra)

Pappel-Hybriden (Populus sp.)

Kirsche (Prunus avium)

Wildbirne (Pyrus pyraster)

Traubeneiche (Quercus petraea)

Stieleiche (Quercus robur)

Robinie (Robinia pseudoacaia)

Weiden-Hybriden (Salix sp.)

Speierling (Sorbus domestica)

Elsbeere (Sorbus torminalis)

 

 

 

 

AUSWAHL DER GEHÖLZE

Grundsätzlich kann man die Gehölze in Baum- und Straucharten unterscheiden, wobei es Übergänge wie Kleinbäume / Großsträucher gibt (z.B. Vogelbeere, Kirschpflaume). Der Unterschied liegt in dem angestrebten Wuchsbild, je nach Nutzungsabsicht. Bäume werden im Agroforstsystem meist als Hochstamm gezogen. Dazu werden die unteren Äste entfernt (das sog. Aufasten), mit dem Ziel den Stamm als Wertholz zu nutzen. Eine direkte Ernte von möglicherweise anfallenden Früchten (z.B. Kirschen, Birnen) ist dabei arbeitsaufwändig. Gut genutzt werden können Früchte als Fallobst (wie bei Apfel-Hochstämmen praktiziert, meist für die Apfelsaft­gewinnung) oder Nüsse, die nach dem Abfallen aufgesammelt werden. Für die Baumschicht in einer Ertragshecke können Lichtbaumarten (z.B. Speierling, Vogelkirsche) besonders gut genutzt werden, da sie dort einen besseren Standort haben als im Wald. Als Hochstamm können Bäume auch in Agroforstsystemen mit Tierhaltung als Rasterpflanzung genutzt werden (vergleichbar mit Streuobstwiesen). Die meisten Bäume lassen sich auch mit bodennahen Trieben ziehen, wodurch aber der Stamm Verwachsungen erhält, die für Wertholz häufig unerwünscht sind (Funierholz, Sichtholz). Ausnahme stellen „malerische“ Verwachsungen dar, wie beim Wurzelholzfunier bekannt ist. Auf schwierigen Standorten können Bäume auch als wengier hochwertiges Holz (z.B. als Industrieholz) genutzt werden, wie z.B. Kiefer oder Sandbirke auf trockenen Sandstandorten.

Sträucher werden im Agroforstsystem u.a. als niedriger Windschutz, für die Beschattung des Bodens und zur Ernte eingesetzt. Sie besitzen ihre fruchttragenden Zweige meist in Bodennähe, wodurch eine direkte Ernte einfacher und damit kostengünstiger wird. Sträucher wachsen eher mehrtriebig direkt aus dem Boden (Haselnuss) oder verzweigen sich kurz darüber (Felsenbirne). Die ersteren treiben nach einem Rückschnitt oft gut wieder aus. Sie lassen sich damit verjüngen. Sträucher werden in Agroforstsystemen vorwiegend als Hecken oder als Bepflanzung von Gefügelausläufen ausgewählt.

Mehr zum Thema:

Grundlagen & Planung

Planung & Umsetzung

Wertholzproduktion

Gehölze für Energie und Biomasse

Hecken

 

 

BAUMARTEN UND IHRE VERWENDUNG







Spitzahorn (Acer platanoides)

Bergahorn (Acer pseudoplatanus)

Spitzahorn und Bergahorn sind gut für ein Agroforstsystem geeignet und werden auf passenden Böden auch entsprech­end in Europa genutzt. Bei entsprechendem Pflanzabstand und Aufastung sind sie sowohl für Acker- als auch Weidesysteme zu verwenden. Ahornholz zählt zu den wertvollen Laubhölzern und wird gerne auch als Oberfläche z.B. bei Küchenmöbeln verwendet.

Der in der Jugend schnellwüchsige Ahorn profitiert von dem Lichtangebot im Agroforstsystem, wenngleich er dadurch eher zur Verzwieselung neigt. Gradschaftige Selektionen der Arten sind zu bevorzugen. Eine regelmäßige Wertastung ist für rentable Holzqualitäten notwendig, steigert den Verkaufswert und sorgt zugleich für genügend Licht für die Unterkulturen.

Es werden viele Bodenarten toleriert, wobei der Spitzahorn der anspruchslosere ist. Auf moorigen, torfigen Standorten versagt er allerdings. Der Bergahorn benötigt zum optimalen Wachstum einen höheren Kalkgehalt, bevorzugt frische bis feuchte, tiefgründige Böden. Staunässe kann er nicht vertragen, wohl aber fließendes Grundwasser.

Der Ahorn ist verbissgefährdet. Ein Schutz vor Kaninchen, Hasen und Rehen muss im Jungstadium gewährleistet sein. Umgekehrt ist der Ahorn auch als wertvolles Laubfutter verwendbar. Ein regelmäßiges schnaiteln ergibt nutzbare Jungtriebe, ist aber vermutlich aufgrund des Arbeitsaufwandes heute unwirtschaftlich, sofern man nicht auf entsprechende Maschinen zurück greifen kann.

Beide Ahorn-Arten sind ökologisch wertvoll. Der Bergahorn zählt dabei zu den besten Pollen- und Honigspendern, auch der Spitzahorn ist als Bienenweide geeignet. Sie bilden die Lebensgrund­lage für mindestens 19 Großschmetterlings- und 12 Rüsselkäferarten und dienen als Vogelnähr­gehölz.

Kombinationen

Der Ahorn ist mit fast allen genannten Sträuchern problemlos kombinierbar. Empfohlen werden je nach Standort und Nutzung beispielsweise die Eberesche (Sorbus aucuparia), Hasel (Corylus avellana), Weißdom (Crataegus monogyna), Kreuzdorn (Rhamnus cathartica), Faulbaum (Frangula alnus), Pfaffenhütchen (Euonymus europaea), Roter Hartriegel (Cornus sanguinea), Hundsrose (Rosa canina) und Holunder (Sambucus nigra). Es darf bei den Sträuchern in Kombination mit ausgewachsenem Ahorn nicht mit nennenswerten Beerenerträgen gerechnet werden.









Schwarz-Erle (Alnus glutinosa) – "Baum des Jahres 2003"

Die Erle wird bisher nicht als Agroforst-Baumart verwendet, hat aber das Potential dazu.

Durch die Symbiose mit Strahlenpilzen kann sie Stickstoff aus der Luft binden und reichert ihn damit im Boden an. Mit ihrer guten Lichtdurchlässigkeit bietet sie Unterkulturen – Feldfrüchten oder Weidegräsern gute Lebensbedingungen.

Sie hat keine besonderen Ansprüche an den Standort, frische bis feuchte, schwach saure Standorte werden bevorzugt. Im Gegensatz zur Grauerle (Alnus incana) hat sie meist einen Stamm, der bis zum Wipfel durchgeht. Das macht eine Stammholznutzung attraktiv. Das Erlenholz hat gerade in den letzten Jahren zunehmend einen Markt in Deutschland gefunden und es ist anzunehmen, das sie ihre Bedeutung nicht wieder völlig verlieren wird. Bisher wird ein großer Teil des Erlenholzes importiert.

Interessant an diesem Baum ist, dass das Laub gut verrottet und somit mittelfristig zur Bodenverbesserung auf schlechten Standorten beiträgt. Das Herzwurzelsystem geht sehr tief, es werden kaum horizontale Wurzeln ausgebildet. Dadurch ist die Konkurrenz mit den Ackerkulturen gering. Als Stickstofffixierer ist die Erle auch als Ammenbaum zu verwenden, der seinen Platz später den langsam wachsenden Baumarten überlassen kann. Da hierbei die Erle keinen bedeutenden Stammdurchmesser erreicht, ist sie nur als Energiegehölz nutzbar. Ein Stockausschlag ist möglich.

Kombinationen

Die Schwarz-Erle ist mit fast allen Sträuchern kombinierbar.

www.baum-des-jahres.de  









Sandbirke (Betula pendula)

Die Birke wird bisher nicht als Agroforst-Baumart verwendet. Sofern die Produktion von Birkenholz z.B. als Brennholz (15-20 cm Durchmesser) als interessant gesehen wird, ist sie als schnell wachsender Baum auf trockenen, armen Sandstandorten durchaus für Agroforstsysteme denkbar. Dann könnte eine gleichzeitige Ernte mit dem Harvester erfolgen. Es gibt erste Selektionen für gradschaftige, schnellwachsende Birken zur Produktion von Holz. Auf guten Böden mit ausreichender Wasserversorgung ist die Birke als Agroforstbaumart vermutlich wenig sinnvoll.









Esche (Fraxinus excelsior)

Agroforstsystem Schafweide mit Hochstamm-Eschen zum Wertholzanbau, Buckinghamshire/GB

Die Esche ist auf passenden Standorten hervorragend für Agroforstsysteme geeignet und wird als solche auch z.B. in England in silvoarablen und silvo­pasto­ralen Systemen genutzt.

Sie bevorzugt gut durchlüftete, basen­reiche Böden, die tiefgründig und gut wasser­versorgt sein sollen. Die Esche meidet Staunässe im Gegensatz zu fließenden, sauerstoff­reichem Wasser wie beispiels­weise an Flüssen und Bächen. Natürlicherweise bildet sie selten Reinbestände.

Als Edellaubbaum verdient die Esche Aufmerksamkeit, da das Holz zunehmend beliebter wird. Es wird für Furniere, Werkzeugstiele, landwirtschaftliche Geräte, Kunsttischlerei, für Möbel und im Innenausbau verwendet. Ihre überwiegende Gradschaftigkeit macht sie für eine Wertholzproduktion geeignet.

Die Schnellwüchsigkeit der Esche in ihrer Jugend ist für Agroforstsysteme von besonderer Bedeutung. Ihre relative Lichtdurchlässigkeit macht sie für Ackerbausysteme interessant. Sie wird gerne vom Wild und Vieh verbissen, so dass ein Verbissschutz notwendig ist. Das gilt in besonderem Maße in Weide-Agroforstsystemen. Die Esche ist als Windbestäuber für Insekten nur für Milben interessant. Die Blätter dienen als Futterpflanze für zahlreiche Schmetterlingsarten, von denen einige in ihrem Bestand bedroht sind wie beispielsweise der Eschen-Scheckenfalter (nach der Datenbank LEPIDAT des BfN).

Bezogen auf die Wertholzproduktion der Esche in Wald-Sturmflächen wurde ermittelt: „Aufgrund der baumart­spezi­fisch­en Wachstumsgesetzmäßigkeiten der Esche kann in relativ kurzer Produk­tions­zeit [bezogen auf die Forstwirt­schaft] stark dimensioniertes Wertholz erzeugt werden. Dabei ist zu berücksich­tigen, dass durch die schnelle natürliche Astreinigung der Esche in frühem Entwicklungsstadium üblicher­weise angestrebte astfreie Schaftlängen (z.B. 10 m) auf sehr guten Standorten bereits in 25 Jahren und damit sehr frühzeitig erreicht werden können. Eine Auswahl von Z-Bäumen und ein Übergang in die konsequente Förderung des Dickenwachstums muss somit zu einem sehr frühen Zeitpunkt erfolgen.“

Hein, S. (2004): Grundlagen zur Wertholzproduktion der Esche [im Wald]. Allgemeine Forstzeitschrift/Der Wald 18/2004, S. 993 - 995. aus: www.waldwissen.net/themen/waldbau/bestandespflege/fva_esche_wertholz.pdf    









Kiefer (Pinus silvestris)

Pinus-Agroforstsystem mit Rindern, Florida

Die Kiefer ist in Europa eine seltene Agroforst-Baumart, andere Pinus-Arten werden aber in außereuropäischen Ländern (z.B. Florida, Neuseeland, Chile) oft als schnellwachsendes Gehölz in silvopastoralen Systemen (Weide-Agroforst­systeme) verwendet. Sie wird dabei als Bau- und Konstruktions­holz genutzt, vor allem aber für die Faser- und Zellstoffgewinnung.

Ihre Verbissfestigkeit auch bei Rindern und Schafen ist dabei von Vorteil. Ihre relative Lichtdurch­lässigkeit kommt dabei dem Wachstum der Weidegräsern zugute. Durch Ihre verhältnismäßige Anspruchslosigkeit bezüglich Boden und Wasser bringt sie auch auf ackerbaulichen Grenzertragsstandorten (sandige Böden) noch zufrieden stellende Erträge.

Die Kiefer besitzt keine besonderen ökologischen Wert. Reine Kiefernforstbestände werden mittlerweile kritisch gesehen, ebenso sind Monokulturen in Agroforstsystemen zu beurteilen. Insofern ist ihre Nutzung als Agroforst-Gehölz mit Beweidung nur begrenzt eine Alternative zu forstlichen Reinbeständen. Vorteilhafter wirkt sich eine Mischpflanzung an, bei der sich durch die Beweidung interessante Nebeneffekte ergeben können. Die Grasschicht wirkt sich allerdings positiv auf die Streuzersetzung aus.

Kombinationen

Bei gleichzeitiger Anpflanzung von begleitenden Sträuchern und Bäumen mit geringerem ökonomischen Holzwert wie Vogelbeere (Sorbus aucuparia), Feldahorn (Acer campestre), Weißdorn (Crataegus monogyna) kann der Kiefernbestand aufgewertet werden. Diese und andere Trockenheit verträglichen Gehölze sind bei Beweidung als Laubfrischfutter für Wiederkäuer geeignet (siehe Liste). Weiterhin ist die Beimischung von Birke denkbar, sofern eine Nutzung sinnvoll ist.









Schwarzpappel (Populus nigra) – „Baum des Jahres 2006“

Pappeln sind eine Hauptbaumart in Agroforstsystemen in Europa. Das Pappelholz wird dabei zur Herstellung von Holzfasern verwendet. Aus Gründen der Schnellwüchsigkeit (z.T. doppelte Wuchsleistung) und der Holzqualität werden dazu meist Hybridpappel verwendet.

Insofern wäre die Nutzung der heimischen Schwarzpappel wünschenswert. Zudem gilt sie in Berlin-Brandenburg als vom Aussterben bedroht, im übrigen Bundesgebiet als gefährdet. Hauptsächlich liegt das an der Vernichtung natürlicher Lebensräume entlang der Flüsse*. Dabei ist sie von ihren Bodenansprüchen durchaus anpassungs­fähig. Ein optimaler Wuchs mit geradem Stamm ist aber nur auf feuchten, tiefgründigen, alkalischen Böden zu erreichen.

Die konkrete Eignung der Schwarzpappel für den Einsatz im Planungsgebiet ist eine Frage der Holznutzung. Durch die geringen Preise für Pappelholz ist eine rentable Stammholznutzung fraglich. Bei entsprechenden Abstrichen an den Ertrag gegenüber den Hybriden ist sie sonst als Energiegehölz (z.B. als Hackschnitzel) im kurzen und mittleren Umtrieb zu verwenden.

 

Pappel-Agroforstwirtschaft zur Zellulosegewinnung

Kombinationen

Eine Kombination mit anderen Gehölzen ist nur bei einer gleichzeitigen Pflanzung möglich. Ein späterer Unterbau ist schwierig, da die Schwarzpappel zu dominant ist.

* mehr dazu: www.wald-in-not.de/download13/ges13.pdf    

www.baum-des-jahres.de  





Pappel-Hybriden

Im allgemeinen werden in Agroforst-Systemen Selektionen von schnell wachsenden Pappeln verwendet. Mehr dazu:

www.schnellwachsendebaumarten.de/download/merkblatt_11.pdf    

Bewirtschaftung schnellwachsender Baumarten auf landwirtschaftlichen Flächen im Kurzumtrieb“, von Martin Hofmann, Forschungsinstitut für schnellwachsende Baumarten, Hann. Münden Merkblatt 11, August 1998









Vogelkirsche (Prunus avium)

Agroforstsystem mit Vogelkirschen , Frankreich

Die Vogelkirsche ist eine lichthungrige Baumart, die an unseren Waldrändern und in den Hecken heimisch ist. Sie ist als Agroforst-Baumart für silvoarable und silvopastorale Systeme sehr gut geignet, sofern die Bodenverhältnisse stimmen.

Sie ist Kalk liebend, insgesamt anspruchs­los an den Boden, verträgt aber keine Staunässe oder armen Sandboden. Zu saure Böden sollen den Gummifluß begünstigen, der den Ertrag mindert.

Die Kirsche muss vor Wildverbiss geschützt werden. Sie erreicht ein Alter von 80 bis 90 Jahren, wird zur Stammnutzung im Agroforstsystem schon früher geerntet. Als Verwandte unser Hauskirschen hat eine Agroforst-Pflanzung der Kirsche den hohen ökologischen Wert der bei Naturschützern beliebten Streuobstwiese. Auch in Kombination mit Ackerbau stellen die Bäume wichtige Rückzugsnischen für Insekten, Vögel und andere Kleintiere dar: 15 Wildbienenarten sammeln Pollen an der Vogelkirsche, 48 Vogelarten profitieren von den Früchten.

Die Kirschfrüchte können bei Hochstämmen selten geerntet werden, da die Pflückkosten zu hoch sind. Davon profitieren die Vögel. Um einen guten Stamm zu erzielen, sollte rechtzeitig aufgeastet werden. Astfreies Holz ist für Möbel begehrt. Wichtig ist vor allen die Wahl des Pflanzgutes. Herkömmliche Sämlinge ergeben meist eine unzureichende Stammqualität, da sie nicht gerade genug wachsen. Deshalb wurden für die forstliche Nutzung von verschiedenen Forstinstitutionen (in NRW, Ba-Wü) Klone herausselektiert, die besonders gradschaftig wachsen. Diese Investition ist für Agroforstsysteme sehr von Bedeutung.

Kombinationen

Die Vogelkirsche ist gut mit anderen Sträuchern zu mischen. Dabei ist zu beachten, dass sie in der Jugend nicht behindert wird.









Traubeneiche (Quercus petraea)

Stieleiche (Quercus robur)

Eichen werden aufgrund ihrer langen Standzeit in Mitteleuropa bisher nicht für moderne Agroforstsysteme verwendet. Als vom Licht profitierende Arten haben sie früher in silvoarablen Systemen (Waldweide) eine Rolle gespielt und kommen noch heute als Schattenspender auf Weiden vor. Als solches lohnt es sich sie zu pflanzen.

Der Ertrag an Wertholz bei Eichen wird in Agroforstsystemen aufgrund des relativ langsamen Wachstums bis zur Hiebreife nur eine Nebenrolle spielen. Zudem ist durch den starken Stammaustrieb bei dem Lichtangebot die Holzqualität begrenzt. Denkbar wäre noch das auf Stock setzen als eine (subsistente) Brennholznutzung, sofern es durch Eigenwerbung oder mit Harvestern geerntet wird (Umtriebszeit 15-20 Jahre).

Interessant ist die ökologische Bedeutung einer Weide mit solitären Eichen als Alternative zur (meist ungepflegten und ungenutzten) Streuobstwiese. Die offene Waldlandschaft wird zunehmend ein Ziel des Naturschutzes und sollte aus den vorhandenen Weiden umgewandelt werden (vgl. BfN-Projekt www.hutewald.de).

Auf der Iberischen Halbinsel spielen Korkeichen auf Weideland noch heute eine wichtige Rolle (sog. Dehesa).

Kombinationen

Die Eichen sind mit fast allen genannten Sträuchern problemlos kombinierbar, sofern sie nicht zu lichthungrig sind.









Salweide (Salix caprea)

Die Weide ist kein Agroforstgehölz im engeren Sinn. Sie wächst als großer mehrtriebiger Baum oder Strauch. Als schnellwachsendes Gehölz kann sie am ehesten zur Biomassegewinnung eingesetzt werden, wobei heute meist Salix-Hybriden der Vorzug gegeben wird. Letztere habe eine höhere Wuchsleistung. Sie ist weniger lichtdurchlässig als andere Weidenarten, was für die Nutzung als Energiegehölz im Kurzumtrieb von Vorteil ist, da so die Konkurrenz der Gräser eher ausgeschaltet wird. Diese Konkurrenz kann die Wuchsleistungen erheblich mindern, deshalb ist sie für silvopastorale eher ungeeignet.

Die Salweide ist in Bezug auf den Boden ein anspruchsloses Gehölz, das ihr Ertragsoptimum auf frischen bis feuchten Niederungsböden hat. Hier lässt sie sich als Hecke mit Ackerbau kombinieren.

Die Salweide ist als Frühblüher eine sehr wichtige Bienen- und Hummelweide. Sie ist Lebensgrund­lage für mindestens 39 Großschmetterlingsarten, z.B. der Große Schillerfalter und der Trauermantel, allein 34 Wildbienenarten sammeln Pollen und 16 Säugetiere holen sich ihre Nahrung an der Salweide. Soll ein Agroforstsystem Naturschutzfunktionen erfüllen, ist die Salweide ein wichtiges Element.

Kombinationen

Die Salweide ist mit der Silberweide (Salix alba) kombinierbar. Als Baumarten für die Holzgewinnung lassen sich zwischen Energieholzweiden Pappeln und Erlen pflanzen. Der Abstand der Baumreihen sollte nur einen lichten Schatten auf die Unterkultur werfen. Der Ertrag der Weiden sinkt dadurch allerdings, ob er von dem Stammertrag aufgewogen wird, ließ sich nicht ermitteln. (Dieses System wurde in ähnlicher Form in den 50er Jahren bei der Flechtweidenproduktion verwendet.)

Weiden-Hybriden

Für Agroforstsysteme werden aufgrund der höheren Wüchsigkeit besser Selektionen von schnellwachsenden Weiden als Wildarten verwendet. Wichtig ist eine ausreichende Wasserversorgung.









Gewöhnliche Mehlbeere (Sorbus aria)

Die Mehlbeere ist eine bisher ungenutzte, aber mögliche Agroforst-Baumart mit großem Potential auch auf ärmeren Standorten. Sie wird vor allem für silvoarable Systeme empfohlen.

In Deutschland liegt die nördliche Verbreitungsgrenze der Mehlbeere in Nordhessen, im Süden ist sie in vielen Mittelgebirgen bis in die Alpen vertreten. Sie ist ausreichend frosthart. Sie gilt als Pioniergehölz, um Waldstandorte vorzubereiten, da ihr Laub recht gut abbaubar ist. Sie bevorzugt sonnige, warme Standorte und ist insgesamt anspruchslos und anpassungsfähig in Bezug auf den Boden. Ihr optimales Wachstum erreicht sie auf ausreichend mit Nährstoffen und Kalk versorgten Boden.

Die Blüten dienen als Bienen- und Hummelweide. Die rote Früchte werden gerne von 10 verschiedenen Vogelarten gefressen.

Natürlicherweise bildet die Gewöhnliche Mehlbeere einen kurzen Stamm, der aus Qualitätsgründen aufgeastet werden sollte. Und da liegt ihr größtes Potential: „Das Holz der Mehlbeere ist außerordentlich fest und dicht, fast wie Speierlingholz. Es lässt sich wunderbar verarbeiten. Sämtliche Gebrauchsgegenstände wie Löffel, Holzschalen usw. Auch für exclusive Möbel ist es erste Wahl. Doch leider völlig unbekannt und auch in unserer angeblich nachhaltigen Forstwirtschaft fast nicht zu bekommen.“ (zitiert nach Thomas Kellner, Tischler, www.urholz.de). Andere Holzverarbeiter vergleichen das Holz mit dem der Elsbeere, das hoch geschätzt und bezahlt wird, im Handel aber nur schwer erhältlich ist. Die Mehlbeere hat geringere Standortansprüche als Elsbeere oder Speierling.

Kombinationen

Alle Kombinationen mit kleinen bis mittleren Sträuchern sind möglich. Bei ebenso groß wachsenden Gehölzen wie Feldahorn (Acer campestre) oder Gemeiner Traubenkirsche (Prunus padus) wird der Kronenbereich so eingeschränkt, dass die Mehlbeere als Hauptkultur sich nicht entfalten kann. Auf eine Kombination mit anderen Bäumen sollte aus den selben Gründen eher verzichtet werden.

 

 





Speierling (Sorbus domestica)

Der Speierling ist vom Holz und der Frucht her der ideale Baum für ein Agroforstsystem. Er wird meist nur 10 bis 15 m hoch. Bevorzugt werden tonige Lehm- oder Kalksteinböden, die trocken bis mäßig frisch, nährstoffreich, durchlässig, warm und kalkhaltig sein sollten. Der Baum ist sehr verbissgefährdet. In Frankreich wird er u.a. auch im Agroforst-Weinbau eingesetzt (siehe Bild).

Im Frankfurter Raum wird sein Saft dem Apfelwein zur Qualitätsverbesserung und als Klärmittel zugesetzt. Es gibt großfrüchtige Selektionen. Das Holz des Speierlings ist von schöner dunkelroter Farbe und wird als Edellaubholz sehr hoch geschätzt. Es wird ähnlich wie das seines nächsten Verwandten, der Elsbeere (Sorbus torminalis) für Möbel und Instrumentenbau verwendet.

 

 

 







Winterlinde (Tilia cordata)

Als klassische Alleebäume sind Linden auch eventuell für Agroforstsysteme interessant, werden aber bisher nicht verwendet. Da die Winterlinde anpassungsfähig ist und auch noch auf ärmeren, nicht zu trockenen Böden gedeiht, kann sie als Randbepflanzung eine Option sein. Nachteilig ist, dass bei älteren Bäumen der Außenbereich der Krone tief überhängt und damit den Ackerbau behindern kann. Das spielt für silvopastorale Systeme keine so große Rolle.

Die Winterlinde wird als Bienenweide gern von Imkern gepflanzt, Lindenblüten­honig ist eine wichtige Tracht, da sie in einer Zeit mit weniger anderen Massentrachten blüht. Auch für Hummeln ist sie daher von großer Bedeutung. Die Winterlinde wird von den Raupen von über 65 Großschmetterlingsarten wie z.B. die Nonne oder der Lindenschwärmer sowie 3 Rüsselkäfer­arten besucht. Die Ernte von Lindenblüten für Tee ist aufgrund der Lohnkosten nur für den Eigenverbrauch relevant.

Das Holz ist im frischen Zustand fast weiß, später dunkelt es nach. Es bedient eher Nischenmärkte. Erwähnt werden die Nutzung für Bildhauerei, Schnitzerei und Drechslerei, Stilmöbelfertigung, Zeichenbretter, Spielwaren, Musikinstrumente (Tastatur für Klavier- und Orgel), Prothesen, Fässer, Bilderrahmen, Zündhölzer, Papier- und Zellstoffholz. Die letzteren Nutzungen dürften bei den vorhandenen Rohstoffpreisen nicht für den Anbau von Bedeutung sein. Für eine Nutzung als Stammholz ist ein rechtzeitiges Aufasten der (in der oberen Krone steil stehenden) Äste erforderlich.

Das Laub wird im frischen und getrockneten Zustand gerne von Wiederkäuern gefressen. Durch den starken Stockausschlag ist eine Regeneration des Gehölzes gut möglich. In der Jungpflanzenphase kommt es dadurch zur Gefährdung, falls eine Stammnutzung angestrebt wird.

Kombinationen

Die Winterlinde ist entsprechend des Standortes mit allen Sträuchern kombinierbar.

 

 

Ulmen (Ulmus sp.)

Über die Nutzung von Ulmen liegen mir keine ausreichenden Daten vor. Sie werden in Agroforstsystemen bisher nicht eingesetzt und sind wegen der Bildung von Wurzelbrut und Ausläufern (U. laevis: Brettwurzeln) auch kritisch zu betrachten.



 

 

 

STRÄUCHER IN AGROFORSTSYSTEMEN

Agroforstsysteme können zusätzlich oder alternativ zu den Bäumen auch Sträucher enthalten.



Verwendung der Sträucher

Sträucher finden im Agroforstsystem in unterschiedlicher Form eine Verwendung

  1. als weitgehend artenreine Hecken zum Ernten von Früchten

  2. als begleitende Unterpflanzung unter Wertholz-Bäume

  3. als Unterpflanzung zum extensiven Ernten

  4. als Unterpflanzung zur Futternutzung

  1. Früchte der Kornelkirsche, Kultursorte Kasanlak

    Eine Hecke, die vorwiegend aus einer oder wenigen Arten besteht, lässt sich einfacher und effektiver ernten. Beispiele sind Ertragshecken aus Fruchtrosen (Hagebutten), Haselnuss oder Schlehen. Eine geeignete Sortenwahl (statt Zufallssämlingen) erhöht die Erträge. Ertragshecken sind auch dort sinnvoll, wo der Durchschnittsertrag oder andere Gründe (Unverträglichkeit mit anderen Obstgehölzen) eine Plantagennutzung nicht zulassen.

  1. Sträucher können in Ertragshecken auch dazu dienen, den Stamm der aufgeasteten Bäume zu beschatten und so am Austrieb zu hindern. Da sie den Boden beschatten, verbessern sie sein Mikroklima und bieten Lebensraum für Insekten. Man kann sie auch gezielt nach Blütezeit aussuchen, damit sie in Zeiten mit wenig Tracht den Bienen und Hummeln Nahrung bieten.

  1. Sollen Wildobststräucher als Unterpflanzung Früchte bieten, muss auf eine Verträglichkeit geachtet werden. Sträucher wie Kornelkirsche oder Sanddorn vermindern ihre Wuchs- und Fruchtleistung als Unterpflanzung so sehr, dass eine Fruchtnutzung ausscheidet. Holunder ist nur extensiv zu beernten, Vogelbeere oder Haselnuss eignen sich gerade bei gemeinsamer Pflanzung mit den Bäumen für die extensive Ernte gut.

  1. Früher wurden viele Tiere mit frischem oder getrocknetem Laub gefüttert. Es wird berichtet, dass insbesonders Wiederkäuer (Kühe, Schafe, Ziegen) sehr positiv darauf regieren: sie seien gesünder und fruchtbarer. Ziegen können bis zu 60%, Schafe bis zu 20 % ihres Futterbedarfs durch Laub und frische Triebe decken. Die Agrarwissenschaften hat diese Bedeutung des Äsens von Gehölzen bisher nicht beachtet, ein erstes Monitoring findet statt.





Wildobststräucher in Agroforstsystemen

Für die Wildobst-Nutzung werden ausdrücklich großfrüchtige Sorten empfohlen. Näheres finden Sie unter: www.Wildobst.de

Essbare Früchte der Vogelbeere (Sorbus aucuparia)

Apfelbeere (Aronia melanocarpa)

Kornelkirsche (Cornus mas)

Haselstrauch (Corylus avellana)

Weißdorn (Crataegus monogyna) (Medizinale Nutzung)

Sanddorn (Hippophaë rhamnoides)

Kirsch-Pflaume (Prunus cerasifera)

Schlehe (Prunus spinosa)

Apfel-Rose (Rosa villosa)

Holunder (Sambucus nigra)

Vogelbeere (Sorbus aucuparia)







Sträucher-Gruppen als Begleiter

Die jeweiligen Sträucher sind je nach Standort (Bodenfeuchte) auszuwählen. Es empfiehlt sich, jeweils eine Gruppe von Sträuchern zusammen zu setzen, wenn ein ästhetischer Effekt erreicht werden soll, da die Wirkung (z.B. Blüte+ Beeren vom Weißdorn) sonst in der Landschaft „untergeht“. Im folgenden finden Sie Beispiele für solche Sträucher.



Begleiter für silvopastorale Systeme

Diese Gehölze sind auch als extensives Frischlaubfutter geeignet und kann von den Weidetieren genutzt werden. Zudem dienen sie dem Naturschutz und der Bienenweide.

Feldahorn (Acer campestre)

Hasel (Corylus avellana)

Weißdorn (Crataegus monogyna)

Schlehe (Prunus spinosa)

Hundsrose (Rosa canina)

Heckenrose (Rosa corymbifera)

Aschweide (Salix cinerea)

Purpurweide (Salix purpurea)



Begleiter für silvoarable Systeme

Diese Gruppe enthält die klassischen Heckenpflanzen. Sie dienen dem Naturschutz und der Bienenweide.

Hasel (Corylus avellana)

Roter Hartriegel (Cornus sanguinea)

Weißdorn (Crataegus monogyna)

Faulbaum (Frangula alnus)

Pfaffenhütchen (Euonymus europaea)

Gemeine Heckenkirsche (Lonicera xylosteum)

Gemeine Traubenkirsche (Prunus padus)

Kreuzdorn (Rhamnus cathartica)

Heckenrose (Rosa corymbifera)

Hundsrose (Rosa canina)

Eberesche (Sorbus aucuparia)

Schwarzer Holunder (Sambucus nigra)

Gemeiner Schneeball (Viburnum opulus)





Weidenarten

Als Frühblüher wichtige erste Bienen-und Hummelweide, gelbe Kätzchen, Pionierpflanze auf feuchten Böden. Alle Weiden bevorzugen sonnigen Standort.

Baumweiden – 10 bis 20m hoch

Salweide (Salix caprea)

Silberweide (Salix alba)

Korbweide (Salix viminalis)

Bruchweide (Salix fragilis)

Lorbeerweide (Salix pentandra)

Strauchweiden – bis 5 m

Ohrweide (Salix aurita) 1,5-3m, langsam wachsend

Aschweide (Salix cinerea)

Schwarzweide (Salix myrsinifolia)

Purpurweide (Salix purpurea)

Mandelweide (Salix triandra)

 

 

 

Startseite

Einführung & Informationen

Grundlagen & Planung

Forschung & Praxis

Service

Kontakt

Beratungsangebote

 

 

[ Impressum ] [ Datenschutz ] © Burkhard Kayser, www.agroforst.de ........................................................................................................[ Seitenübersicht ]