Agroforstwirtschaft – Grundlagen und Planungsaspekte

Nachhaltige Landwirtschaft mit Bäumen: Agroforstsysteme – Agroforstwirtschaft

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Bei der Planung von modernen Agroforstsystemen muss man sich als erstes darüber klar werden, dass es sich um eine neue Art der Landnutzung handelt. Wie im Forst auch, ist eine gute Planung notwendig, wenn das System Erfolg haben soll. Traditionelle Formen wie Streuobstwiesen oder Hecken zeigen die Möglichkeiten auf, bieten aber selten die notwendige Wirtschaftlichkeit für den Betrieb. Leider hat die laienhafte Begeisterung für dieses Thema schon dazu geführt, dass erste Pflanzungen in Deutschland nicht den funktionalen und wirtschaftlichen Erwartungen an Agroforstsysteme entsprechen.
Bäume pflanzen ist einfach. Will man aber einen Mehrwert erzielen, ist es besser, die Anlage vorher zu durchdenken. Dazu sollen die folgenden kurzen Ausführungen helfen.

 

 


 

Vier Erkenntnisse über Agroforstwirtschaft

Systematische Aufteilung

Gründe für die Agroforst-Pflanzung

Planung von Agroforstsystemen

Strategien für erfolgreiche Agroforstsysteme

 

 

 

 

Vier Erkenntnisse über Agroforstwirtschaft

  - als allgemeines Ergebnis des SAFE-Projektes

1. AFW ist anders – Sie ist kein Zwischenstadium zwischen LWS und Forstwirtschaft

2. AFW hat alte Wurzeln – Von den traditionellen Praktiken kann man viel lernen

3. AFW bietet Lösungen für aktuelle Herausforderungen – Artenvielfalt, Schutz der Böden und der Gewässer, Kohlenstoffbindung...

4. Aber die wahre Überraschung: AFW ist produktiv und rentabel

 

 

 

 

Systematische Aufteilung

Für eine Planung hilft es, das AF-System in die Hauptkomponenten zu unterteilen.



 

Unterkulturen

Grundsätzlich lassen sich moderne Agroforstsysteme in Mitteleuropa in die zwei Kategorien der Unternutzung einteilen:

  • Ackerbau-Agroforstsysteme (Silvorarable AFS)

  • Weide-Agroforstsysteme (Silvopastorale AFS)

Auch eine gemischte Unternutzung ist möglich.



Gehölze

Auf der Gehölzebene unterscheidet man folgende Hauptnutzung:

  • Holzproduktion

  • Frucht- und Nussproduktion

In manchen Fällen kann beides genutzt werden (z.B. Birne, Walnuss), wobei eines der Ziele dabei untergeordnet sein wird.

Agroforst-Gehölze



Die Holzproduktion kann folgende Ziele haben:

  • Industrieholz, Brennholz

  • Wertholzproduktion

  • Biomasse für stoffliche Verwertung (Zellulose, chemische Produkte)

  • Biomasse für energetische Verwertung (Holzhackschnitzel, Pellets, BtL)

Näheres dazu unter Produkte

 

 

 

 

Allgemeine und spezielle Gründe für die Pflanzung von Bäumen und Sträuchern auf landwirtschaftlichen Flächen


    •  

      Diversifizierung der landwirtschaftlichen Produktion

    • zur Ernte von Obst oder Nüssen

    • zur Erziehung der Hochstämme als Wertholz

    • als Schattenbäume für die Tiere auf der Weide

    • als partieller Windschutz für die Tiere

    • Nahrungsergänzung als Frischlaubfutter für Tiere

    • aus landschaftsästhetischen Gründen

    • als Windschutz für Ackerkulturen, Erosionsschutz

    • Verbesserung des Mikroklimas

    • zur Erhöhung der Flächenproduktivität

    • Verhinderung von Sickerverlusten z.B. bei Stickstoff

    • Bindung von CO2, auch durch Wurzeln im Boden

    • zur Erhöhung der ökologischen Vielfalt (Biodiversität)

    • Natürliche Schädlingsregulierung

    • zur Entwicklung eines Hofcharakters

Je genauer die Ziele am Anfang bestimmt werden, desto erfolgreicher kann ein Agroforstsystem angelegt werden.



 

 

 

 

PLANUNG VON AGROFORSTSYSTEMEN



Warum AFW planen?

Ein Projekt, in das man Geld, Zeit und Hoffnungen hinein gesteckt hat, aber die Erwartungen nicht erfüllt, kann auch in der Landwirtschaft enttäuschen. Vor allem bei AFS, wo es viele Jahre dauern kann, bis sich das positive oder negative Ergebnis zeigt. AFW kann wie jede Landnutzungsmethode unterschiedlichen Nutzen für den Betrieb bringen. Es ist jedoch eine komplexe Aufgabe festzustellen, welche Gelegenheiten, Beschränkungen und Kompromisse in jeder Situation bestehen um ein optimales Agroforstsystem zu entwerfen. Eine Planung bedeutet in diesem Fall eine Vorausschau, noch lange bevor der erste Baum gepflanzt ist. Das verbessert fast immer das Erfolgsniveau und die Gefahr eines Ausfalls wird deutlich verringert.




 

Allgemeine Planungsaspekte sind z.B.

  • Bisherige Nutzung

  • Fruchtfolge

  • Bodenbeschaffenheit

  • Topographie

  • Grundwasserstand

  • Niederschlagsmenge und -verteilung

  • Wind-Richtung und Stärke

  • Sonnenverlauf

  • Pflanzmaterial

  • Verfügbarkeit von Arbeitskräften

  • Maschinenpark und technische Aspekte

  • Rechtliche Grundlagen

  • Fördermaßnahmen

  • Verarbeitungs- und Vermarktungsmöglichkeiten

  • Ästhetik

  • Angrenzende Biotope

  • Reversibilität






 

Planungsebenen

  • Rechtliche Situation

  • Fördermaßnahmen

  • Auswahl der Flächen

  • Auswahl der Gehölze

  • Auswahl der Unterkulturen

  • Anpassung an den Standort

  • Gestaltung des Systems

  • Anpassung der Vermarktung

  Mehr unter Planung & Pflege

 

 

 

STRATEGIEN FÜR ERFOLGREICHE AGROFORSTSYSTEME



Guter Ackerboden

Die besten ökonomischen Ergebnisse erzielen Agroforstsysteme (v.a. zur Wertholzproduktion) auf Böden mit etwa 30 bis 70 Bodenpunkten und ausreichender Grundwasserversorgung.



Grundwasserstand 2,5 – 3 m

Als Ausnahmestandorte können Nährstoff arme Böden (z.B. Sandböden) mit einem Grundwasserstand gelten, der von den Baumwurzeln schnell erreicht werden kann. Hier lassen sich beispielsweise Pappeln für die Biomasseerzeugung nutzen.



Sorgfältige Pflege der Baumstreifen

Um zu einem guten Betriebsergebnis zu gelangen, müssen die Bäume genau so behandelt werden wie andere Kulturen auch. Dazu zählt in erster Linie die sorgfältige Pflege der Baumstreifen, da starkwüchsige Gräser den Zuwachs der Junggehölze erheblich bremsen können. Das ist aus jedem Obstbaubetrieb bekannt. Pflegen Sie ihre Bäume, wie sie es von Ihrem Weizen gewohnt sind!



Angepasste Reihenabstände, je nach Nutzung

Der Abstand der Bäume wird durch die Art der Nutzung bestimmt. Soll das AFS vor allem Windschutz bieten, können die Bäume im Abstand von 5 x 40 m (50 Bäume/ha)oder weiter angepflanzt werden, eventuell mit einer Strauchreihe darunter. Soll in erster Linie Holz-Biomasse produziert werden, kann das Baumraster mit 5 x 10 m Abstand (200 Bäume/ha) erheblich enger ausfallen. Auch ein Reihenabstand von mehr als 40 m ist praktikabel, allerdings verliert das System zunehmend seinen Agroforst-Charakter.



                               Pflanzdichten der Bäume



Standortgerechte Gehölzauswahl

Fragen Sie Ihren örtlichen Förster, welche Lichtbaumarten er auf dem geplanten Feld anpflanzen würde und schauen Sie, welche Baumarten bei Ihnen vertreten sind. Beachten Sie aber dabei, dass die Nutzungziele eines AFS im Allgemeinen anspruchsvoller sind als herkömmliche Landschaftspflanzungen (z.B. Naturschutzhecken).



Realistische Nutzungsziele

Da bisher nur wenige Erfahrungen mit AFS in Deutschland gemacht wurden, ist es wichtig, auf andere, übertragbare Erfahrungen zurück zu greifen – aus anderen Nutzungen (z.B. Plantagen) oder Nachbarländern. In jedem Fall ist eine konservative Ertragsschätzung die beste Wahl.



Nutzungsorientierte Gehölzarten

Suchen Sie für Ihr Nutzungsziel die passenden Selektionen oder Sorten der Gehölze. Besonders das Kriterium 'Gradschaftigkeit' ist für die Wertholzproduktion entscheidend über den Erfolg. So gibt es bereits solche Selektionen der Wildkirsche und anderer Baumarten. Für die Biomasseproduktion sind meist Hybriden von Pappeln oder Weiden gefragt, wie sie auch für Kurzumtriebsplantagen genutzt werden. Bei Wildobst bieten die mitttlerweile reichlich vorhandenen Sorten erheblich höhere Erträge als die Wildformen, oft auch besseren Geschmack.



Integrierte Vermarktung

Die Vermarktung steht am Anfang der Planung: Welche Produkte? Wie sollen die Gehölzprodukte auf welchen Markt gebracht werden? Einzelverkauf von aufgesägten und getrockneten Wertholzbäumen oder Verkauf von Biomassebäumen ab Feldrand? Wer ist ein zuverlässiger Abnehmer? Für alle diese Fragen sollte ein zufrieden stellende Antwort gefunden werden.



 



  Planung & Pflege

 

 

 

 


 

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