Produkte aus Agroforstsystemen

Nachhaltige Landwirtschaft mit Bäumen: Agroforstsysteme – Agroforstwirtschaft

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Neue Produkte durch Agroforstwirtschaft und deren Vermarktung
Dies ist die überarbeitete Kurzfassung eines Referates, in dem der Fokus auf die bisher selten vertretenen Produkte aus Agroforstsystemen liegt. Die PowerPoint-Präsentation wurde ursprünglich von Burkhard Kayser auf der Abschlusstagung des EU-Forschungsprojektes SAFE in der Universität Rostock im Mai 2005 gehalten.

 

 

KURZFASSUNG

Über Neue Produkte durch Agroforstwirtschaft und deren Vermarktung“ sprach im folgenden Beitrag Herr Burkhard Kayser, Freier Landbau-Berater aus Minden und widmete sich den Fragen, welche neuen Produkte möglich sind, wie diese geerntet, verarbeitet sowie vermarktet werden, welche vergleichbaren Erfahrungen vorliegen und wie sich die Wirtschaftlichkeit ermitteln lässt. Mögliche Produkte aus Agroforstsystemen sind Erträge von Bäumen und Sträuchern, von den Unter- und Zwischenkulturen und von den Tieren. Zu diesen Produkten zählen Holz, Früchte und Nüsse, medizinale Pflanzen, floristisch bedeutsame Pflanzen, Kräuter, Pilze sowie autochthones Saatgut. Als indirekte Produkte sind der Schattenwurf sowie Windschutz von Bedeutung. Abschließend betonte der Referent wie wichtig es ist, die richtigen Strategien hinsichtlich Wirtschaftlichkeit der Agroforstsysteme anzuwenden. Diese liegen bspw. in der Erschließung von Marktnischen, der Herstellung hochwertiger Produkte oder der Direktvermarktung.“

Dipl.-Ing. Mandy Wenzel (Universität Rostock, WVU)


Quelle: www.uni-rostock.de/andere/wvu/Seiten/Tagungen/Fachtagungen/safe_Tagungsbericht.pdf





FRAGEN ZUM THEMA

- Welche neuen Produkte sind möglich?

- Wie werden sie geerntet und verarbeitet?

- Wie werden sie vermarktet?

- Welche vergleichbaren Erfahrungen liegen vor?

- Wie ist die Wirtschaftlichkeit zu ermitteln?





PRODUKTE AUS AGROFORSTSYSTEMEN

Erträge werden erzielt durch

A) Bäume und Sträucher

B) Unter-/Zwischenkulturen

C) Tiere


Der Bereich der Tierhaltung wird hier nicht weiter vertieft.

Der vorliegende Text konzentriert sich auf die in der pflanzlichen Erzeugung bisher noch kaum bekannten Produkte.


Grundsätzlich sind fast alle Erzeugnisse einer herkömmlichen Landwirtschaft auch in der Agroforstwirtschaft möglich. Zu beachten ist jedoch, dass die Anbauwürdigkeit stark von der jeweiligen Gestaltung des Systems abhängt. Von einer weiten Windschutzpflanzung profitieren fast alle Kulturen, während eine partielle oder ganzflächige Verschattung entsprechend bedürftiger Sonderkulturen (z.B. Ginseng) eine dichtere Baumpflanzung erfordert.


- Holz: Wertholz, Industrieholz, Energieholz, Biomasse, Marktnischen, Nebennutzung (z.B. Schnittgrün)

- Früchte und Nüsse

- Medizinale Pflanzen

- Blumen und Floristik

- Kräuter und Wildkräuter

- Saatgut von Gehölzen und Sonderkulturen


Indirekte Produkte

- Schatten (z.B. für Tiere, Container- und Sonderkulturen)

- Windschutz

- Wetterschutz für Tiere

- weitere Umweltleistungen (Erosionsschutz, Biodiversität, etc.)






DIE PRODUKTE DER GEHÖLZE IM EINZELNEN


Holzarten

Folgende Holzarten werden bereits unter unseren Klimabedingungen in Agroforstsystemen angebaut.



 

Energieholz und Biomasse

- Pappeln (Populus sp.)

- Weiden (Salix sp.)

- Robinie (robinia pseudoacacia) (auf Sandboden)


Wertholz

- Vogelkirsche (Prunus avium)

- Esche (Fraxinus excelsior)

- Ahorn (Acer pseudoplatanus, Acer platanoides)

- Walnuss (Juglans regia-Hybriden)

- Schwarznuss (Juglans nigra-Hybriden)

- Speierling (Sorbus domestica)

- Elsbeere (Sorbus torminalis)

- Birne (Pyrus communis)


Industrieholz auf Sandböden

- Kiefer (Pinis sylvestris)

- Roteiche (Quercus rubra)


Agroforst-Gehölze




Früchte und Nüsse

Folgende Wildobstarten werden als Sorten oder Selektionen in Mitteleuropa bereits in Plantagen angebaut. Das bedeutet eine gute Übertragbarkeit auf Agroforstsysteme, wenn weitere Reihenabstände gewählt werden. Beachtet werden muss, dass die Ernte der Früchte einen freien Zugang auf die Flächen braucht, späte Kulturen als Zwischenkultur sind deshalb selten geeignet. Hagebutten, Holunder und Walnüsse werden bereits in Agroforstsystemen genutzt.


- Apfelbeere

- Hagebutte

- Kornelkirsche

- Quitte

- Sanddorn

- Schlehe

- Holunder

- Pflaume

- Speierling

- Vogelbeere

- Haselnuss

- Walnuss


Mehr unter www.Wildobst.de  





Ernte

Für jede Ernte im Agroforstsystem bedarf es einer eigenen Erntestrategie und -Methode. Das bedeutet eine erhöhte Komplexität für die Bewirtschaftung, die sich durch die Auflösung in Teilbereiche vereinfachen lässt.


Die Ernte von Holz

Die Erntemethode von Holz hängt von der genauen Nutzung ab.

A) Ernten von Wertholz mit der Motorsäge oder Vollroder

B) Maschinelle Ernte von Energieholz (Biomasse)



Maschinelle Ernte von Obst und Nüssen

Die Ernte von Fallobst oder Nüssen kann z.B. durch Apfel-Auflesemaschine oder Haselnuss-Sauger erfolgen.



Feldernte

Die Ernte von bekannten Ackerkulturen als Zwischen- und Unterkulturen lässt sich auf die übliche Art mit Mähdrescher oder Roder durchführen, sofern bei der Planung ein Maschinen tauglicher Reihenabstand der Gehölze eingehalten wurde.







ZWISCHENKULTUREN UND UNTERKULTUREN



Generell

Grundsätzlich sind fast alle Kulturen einer herkömmlichen Landwirtschaft auch in der Agroforstwirtschaft möglich. Zu beachten ist jedoch, dass die Anbauwürdigkeit stark von der jeweiligen Gestaltung des Systems abhängt. Von einer weiten Windschutzpflanzung profitieren fast alle Kulturen, während eine partielle oder ganzflächige Verschattung entsprechend bedürftiger Sonderkulturen (z.B. Ginseng) eine dichtere Baumpflanzung erfordert.



Ackerkulturen


Die Lichtbedürftigkeit der einzelnen Kulturen ist unterschiedlich. Man muss hierbei unterscheiden zwischen dem direkten Sonnenlicht und der diffusen Strahlung. Einigen Ackerkulturen reicht die diffuse Strahlung für ihre Wachstum. Vom Windschutz profitieren fast alle Kulturen. Getreide zeigt sich als anpassungsfähig in AFS. Besonders gut ist Wintergetreide geeignet, da es eine lange Wachstumsphase außerhalb der Belaubungszeit der Bäume aufweist. Geeignet sind weiterhin die (wintergrünen) Futterbaugemenge, die erhöhte Eiweißwerte und bessere Verdaulichkeit aufweisen. Die größte Lichtempfindlichkeit zeigen sommergrüne C4-Pflanzen wie der Mais und manche Körnerleguminosen wie die Felderbse. Sie reagieren in verschatteten Bereichen mit leichten bis erheblichen Ertragsdepressionen, die jedoch bei einer optimierten Windschutz­pflanzung (z.B. bei 70 m Baumreihenabstand) durch einen erhöhten Ertrag in der Feldmitte kompensiert oder mehr als ausgeglichen werden kann.



Beispiele für Schatten verträgliche Sonderkulturen

Bei Anlage eines AFS zur Gewinnung von Wertholz kommt es bei einer höheren Pflanzdichte der Bäume nach einigen Jahrzehnten zu einem erhöhten Schattendruck. Im Extremfall können die Gehölze die Fläche so stark beschatten, dass sich der Anbau von Schatten verträglichen oder -bedürftigen Sonderkulturen lohnt. Der Anbau von Ginseng in Norddeutschland kommt beispielsweise nicht ohne zusätzliche Schattiergewebe aus, die wiederum einen Kostenfaktor darstellen. In Kanada wird Ginseng u.a. auch in Ahorn-AFS angebaut. Ähnliches gilt für andere Kulturen.


Medizinale Pflanzen

- Ginseng (Ginseng sp.)

- Kanadischer Gelbwurz (Hydrastis canadensis)

- Silberkerze (Cimicifuga sp.)


Floristische Pflanzen

- Eisenhut (Aconitum napellus)

- Maiglöckchen (Convallaria majalis)

- Farne


Kräuter

- Waldmeister (Galium odoratum)

- Bärlauch (Allium ursinum)

Der Bärlauch hat in den letzten Jahren eine erhebliche Renaissance erfahren. Es gibt mittlerweile keinen Supermarkt mehr, der nicht wenigstens einige Produkte führt, die mit Bärlauch verarbeitet sind. Bisher stammt der Bärlauch meist aus Wildsammlung. Durch den zunehmenden Bedarf wird zwar viel importiert, jedoch nimmt auch der Druck auf die bestehenden Wildfächen zu. Daher ist davon auszugehen, das es bald eine Beschränkung der Wildsammlung in Deutschland geben wird. Ob das damit verringerte Angebot mit Importware zu kompensieren ist, bleibt zweifelhaft. So kann ein Anbau von Bärlauch im Agroforstsystem wirtschaftlich interessant werden, zumal die Kultivierung einfach ist. Ähnliches gilt für den Waldmeister.


Pilze

- Shii-take, etc.

Bei Pilzen stellt sich in Freilandkultur vor allem das Problem der nicht terminierbaren Ernte. Dies ist bei der Vermarktung zu beachten.



Links

Producing and Marketing Wild Simulated Ginseng in Forest and Agroforestry Systems

www.ext.vt.edu/pubs/forestry/354-312/354-312.html   


Ecology and Cultivation Potential of American Ginseng

www.centerforagroforestry.org/profit/ginseng/index.asp   







Strategien zur Wirtschaftlichkeit von AFW

Die vorherigen Beispiele zeigen auf, dass neben den gewohnten Produkten derzeit noch viele Marktnischen zu besetzen sind. Generell lassen sich für die Wirtschaftlichkeit von AFS einige Empfehlungen aussprechen, die eine größere Rentabilität ermöglichen. Dazu ist der erste Punkt sicher der wichtigste:


- Gute Planung und Aufbau eines geeigneten, rentablen AFS

- Gute Planung der Vermarktung

- Marktnischen erschließen

- Maschinelle Ernte wo möglich

- Angepasste Mengen produzieren

- Hochwertige Produkte

- Veredelung der Produkte

- Direktvermarktung



Mehr zu Grundlagen & Planung







Weitere Informationen zu Produkten in der AFW (englisch, externe Links)



University of Missouri, Center for Agroforestry: Profit in Agroforestry  

www.centerforagroforestry.org/profit/index.asp  

Im einzelnen auf der Webseite:

Non-Timber Forest Products
Edible Products
Black Walnut Financial Model
Botanicals/Medicinals
Timber Production
Tax Information
Budgeting



Section 9: Marketing Principles for Agroforestry (PDF 1 MB)     
One of the key benefits of agroforestry is the potential for a landowner to earn income form a wide range of alternative products. Understanding various dimensions of market supply, demand and research principles are important for success. This chapter gives an outline of key market considerations for selling alternative products.

Section 10: Economic Considerations (PDF 502 KB)     
This section is a brief overview of the resources and information found in the Center's three Agroforestry in Action guides on economics: Economic Budgeting for Agroforestry Practices; Tax Considerations for the Establishment of Agroforestry Practices; and Funding Incentives for Agroforestry in Missouri.







Link zum Bericht der SAFE-Abschlusstagung

www.uni-rostock.de/andere/wvu/Seiten/Tagungen/Fachtagungen/safe_Tagungsbericht.pdf     

 

 

 

 

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