Rezensionen zur Agroforstwirtschaft

Nachhaltige Landwirtschaft mit Bäumen: Agroforstsysteme – Agroforstwirtschaft

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Hier finden Sie Rezensionen zu Büchern und Broschüren zu einzelnen Themenschwerpunkten.

 

 

Hutewald – Waldweide und Naturschutz
Schnaitelwirtschaft – der Nutzung von Laubheu als Viehfutter

 

 

 

 

Eine Rezension zum Thema Hutewald – Waldweide und Naturschutz



Das Hutewaldprojekt im Solling

Ein Baustein für eine neue Ära des Naturschutzes

Eine Rezension von Burkhard Kayser


Die Broschüre von Holger Sonnenburg und Bernd Gerken informiert über ein in dieser Form in Deutschland einmaliges Vorhaben. Das vom Bundesamt für Naturschutz geförderte Projekt lässt Heckrinder und Exmoorponys in einem 170 Hektar großen Waldgebiet im Weser­bergland halbwild weiden. Mit den dort gewonnenen Erfahr­ungen soll u.a. ein Pflegekonzept für lichte, artenreiche Mischwälder entwickelt werden, entsprechend der traditionellen Hutewäldern bzw. Hutelandschaften.


Hutewälder, in denen die Weidetiere früher gehütet wurden, werden als ein Beispiel für traditionelle Agroforstsysteme genannt. Die Tiere ernährten sich in diesen lichten Wäldern von Gräsern und Kräutern, aber auch jungem Gehölzaufwuchs, Eicheln (Eichelmast der Schweine) und anderen Samen. Traditionelle Landwirtschaft bezog immer auch den Wald mit ein, der als lokaler Gemeinschaftsbesitz eine wichtige Ressource darstellte. Doch mit wachsender Bevölkerungszahl und entsprechend wachsender Zahl an Weidetieren im Wald kam es wie vielerorts auch im Weserbergland schon um 1650 zur Übernutzung, so dass der Wald in seiner Regenerationsfähigkeit und damit im Fortbestand gefährdet wurde. Mit der Entwicklung der Forstwirtschaft wurde zwischen 1850 und 1885 die Mast- und Weiderechte abgelöst und der Wald vorrangig für die Holzproduktion verwendet. Das führte zu der Art von Wäldern, wie wir sie heute kennen: Fichtenschonungen, Buchen- oder Mischwälder, die ein dichtes Kronendach aufweisen.


Mit der später dazu kommenden Intensivierung der Landwirtschaft verschwanden die offenen, mit Bäumen bestandenen Landschaften und ihre pflanzlichen und tierischen Bewohner. Ein Ziel des Hutelandschaftsprojektes ist es, diesen Besiedlern der „Roten Liste“ wieder das notwendige Mosaik von Lebensräumen zu verschaffen, ohne die Naturverjüngung (Selbstaussaat) der Waldbäume, besonders der Eichen zu verhindern. Durch den Fraß der Weidetiere sollen auch die stark schattenden Buchen zugunsten der lichteren Eichen zurück gedrängt werden. Dieser Ansatz stellt die günstigere Alternative zu technischen Pflege- oder Schutz-Modellen dar und bietet darüber hinaus einen Erlebniswert für die Besucher der Region.


Die gut bebilderte Broschüre ist eine gelungene Einführung in das Hutelandschaftsprojekt. Da der Naturschutz in diesem Projekt im Mittelpunkt steht, werden Forstwirtschaft und ökonomische Fragen unter solchen Bedingungen nur kurz bzw. nicht behandelt. Alle anderen wichtigen Blickrichtungen und Themen werden vorgestellt – Naturschutz, Umweltbildung, Tier- und Pflanzenportraits und Ergebnisse der wissenschaftlichen Begleitung. Die Beobachtungen, was die Weidetiere im Wald bewirken, nehmen einen großen Teil des Heftes ein. Die durchgehend farbigen Bilder illustrieren die Texte sehr anschaulich und machen die Broschüre zu einem rundum gelungenen Einstieg für Laien und Fachleute in das Thema.


Burkhard Kayser



Holger Sonnenburg, Bernd Gerken

Das Hutewaldprojekt im Solling – Ein Baustein für eine neue Ära des Naturschutzes

Verlag Huxaria, Höxter 2004

Broschüre, 42 Seiten, DIN A4

ISBN 3-934802-30-3

Preis: 5,00 Euro



www.Hutewald.de  

 

 

 

 

Eine Rezension zur Schnaitelwirtschaft – der Nutzung von Laubheu als Viehfutter



Buch:

Michael Machatschek
Laubgeschichten
Gebrauchswissen einer alten Baumwirtschaft, Speise- und Futterlaubkultur
edition böhlissimo 2002, Böhlau Verlag, Wien, 544 S.
ISBN 3-205-99295-4, EUR 35,-


Mit der Industrialisierung der Landwirtschaft verschwinden viele der alten Wirtschaftsweisen und damit auch das Wissen. Michael Machatschek hat mit dem besprochenen Buch die erste moderne, umfangreiche Dokumentation über die fast vergessene Wirtschaftsweise des Schnaitelns und ihres Kulturzusammenhanges vorgelegt, also der Nutzung des Laubes von Bäumen und Sträuchern. Er ist auf seinen Reisen den wenigen Menschen begegnet, die noch heute im Alpenraum frisches oder getrocknetes Laub für Futterzwecke für ihre Nutztiere wie Rinder, Schafe oder Ziegen verwenden. Das Buch versucht, dazu einen systematischen Überblick zu geben, verbunden mit reichhaltigen Zitaten und Verweisen auf historische und aktuelle Literatur. Weiterhin wird diese Wirtschaftsweise in die Betrachtung der sozialen und politischen Zusammenhänge eingebunden.

Das Buch ist in 12 Kapitel und einen Anhang unterteilt, die im einzelnen hier vorgestellt werden.
Im ersten Kapitel beschreibt der Machatschek, der sich als Wanderforscher bezeichnet, seine Herangehensweise: „Beobachtung ist Forschung“. Seine Beobachtungen bilden eine wesentliche Basis für das Buch, versucht er doch herauszuarbeiten, wie differenziert die Nutzungen der Schnaitelbäume sind, bzw. waren: Die Baum- oder Strauchart, der Standort, die Jahreszeit und Behandlung nach der Ernte spielten dabei eine Rolle. Es gab also eine Vielzahl unterschiedlicher Formen. Weiterhin nimmt die Kritik an der heutigen Land- und Forstwirtschaft eine große Rolle ein.

Das zweite Kapitel zeigt anhand von Beispielen die Arten der Baumnutzung, die lokale Lage der Futterlaubbäume im Gelände, ihre Bedeutung als Erosionsschutz und Pflanzabstände.

Das dritte Kapitel behandelt die „Schnaitelwirtschaft zur Gewinnung von Futter“. Dabei wird die moderne Fachliteratur begutachtet und die etymologischen Wurzeln der Wörter „Wald“, „Laub“ und „Schnaiteln“ beschrieben. Es folgt ein allgemeiner Überblick über die geschnaitelten Gehölzarten und verwendeten Werkzeuge, die Arbeitsabläufe sind mit Fotos dokumentiert. Machatschek zeigt ausführlich, welchen Einfluss die verschiedenen Wirtschaftsweisen auf die Form der Bäume haben. Anhand dieser charakteristischen Formen kann man auch heute noch solche Bäume erkennen, auch wenn sie schon seit Jahren nicht mehr in Nutzung sind, wie z.B. im Pielachtal/ Niederösterreich.

Das nächste Kapitel ist den Futtermitteln Laub und Reisig gewidmet, deren Inhaltsstoffen zu den unterschiedlichen Jahreszeiten und der Lagerung. Es wird auf den gesundheitlichen Wert des Laubfutters eingegangen, das „als ausgleichendes Medizinal- und Mineralstofffutter“ diente. Einzelne Erntemengen und Inhaltsstoffe werden aus älterer Literatur (z.B. zwischen 1848 und 1918) zitiert.

Kapitel fünf behandelt die Nutzung des Fall-Laubes als Futtermittel und Einstreu sowie die Aufbereitung durch Fermentierung. Einzelne Abschnitte sind auch hier – wie im Rest des Buches – der kritischen Auseinandersetzung mit der herkömmlichen Landwirtschaft, Politik und Gesellschaft gewidmet. Diese Abschnitte sind wiederholt im Buch zu finden und sind nicht immer auf das jeweilige Thema bezogen.

Das sechste Kapitel behandelt einige Gehölzarten, zu denen all die Aspekte aufgeführt sind, „die in den vorderen Kapiteln keinen Platz fanden“, ohne „Anspruch auf Vollständigkeit“, wirkt dadurch trotz der Aufteilung in Baumarten fragmentarisch. Wurden bisher vorrangig die Bäume in der Landschaft betrachtet, handelt das kurze Kapitel sieben von der Nutzung des Gehölzlaubes rund um Haus und Hof. Es folgt ein Kapitel über Bäume für Speisezwecke: rohe Blättersalate, geröstete Lindenknospen oder Rindenspaghetti erzählen von interessanten Kreationen und Notzeiten. Kapitel zu der Bewirtschaftung von Nadelbäumen bzw. der Streunutzung im Wald schließen den beschreibenden Teil ab.

In den letzten beiden Kapiteln beschäftigt sich Machatschek vor allem mit den politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, die zum Verschwinden der Schnaitelwirtschaft geführt haben. Dabei teilt er wie auch im Rest des Buches nach allen Seiten hin kräftig aus, um sich zum Anwalt für die alte Nutzungsform und der damit im Zusammenhang stehende Lebensweise zu machen.

Der Autor schreibt engagiert, man merkt, wie sehr ihm dieses Thema am Herzen liegt. Das ist die Stärke und die Schwäche dieses Buches. Um die Schnaitelwirtschaft zu fördern braucht es das Engagement der Akteure. Nur kann dieses auch aufdringlich wirken, wie hier wiederholt die politischen und philosophischen Ansichten des Autors, die weit über das Thema hinausgehen.

Insgesamt wirkt das Buch merkwürdig unstrukturiert, innerhalb der gut eingeteilten Kapitel wird oft gesprungen, Zitate eingeflochten, die sich auf andere Zusammenhänge beziehen, so dass man als Leser einige Male den Faden verlieren kann. Ein deutliches Lektorat wäre wünschenswert.

Das Buch ist nicht auf den Gebrauchswert hin optimiert, das ist auch nicht sein Anspruch. Immerhin sind die umfangreichen Literatur- und Quellenangaben hilfreich. Die Gehölzeinteilung in der Übersichtstabelle dagegen sind mir nicht nachvollziehbar gewesen. Wer in das Thema umfangreich einsteigen will und sich nicht an der Schreibweise stört, ist mit dem Werk gut bedient.

Burkhard Kayser


Ein Inhaltsverzeichnis sowie Auszüge aus dem Buch finden Sie als PDF-Datei auf der Webseite des Verlags:

www.boehlau.at  


Burkhard Kayser, www.agroforst.de / Stand 05/04

 

 

 

 

 

 

 

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