Agroforstwirtschaft in StichpunktenNachhaltige Landwirtschaft mit Bäumen: Agroforstsysteme – Agroforstwirtschaft - Überschrift 2 |
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Hier finden Sie einige Stichpunkte zu einzelnen Aspekten von Agroforstsystemen. Umfangreichere Informationen zu den Stichworten finden Sie auf den einzelnen Webseiten. |
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Typen von Agroforstsystemen Man kann folgende Typen von Agroforstsystemen unterscheiden [in Klammern Fachbegriffe]: Silvorarable Agroforstsystemen: Bäume auf Ackerland [z.B. Alley Cropping] Silvopastorale Agroforstsystemen: Bäume auf Weideland Agroforstsystemen mit Umweltleistungen (gegen Auswaschung von Nährstoffen, Erosion, zur Mikroklima-Verbesserung und zum Uferschutz) [Riparian forest buffers, Windschutzpflanzungen] Streuobst auf Wiesen und Äckern Forstliche Nebennutzungen [Forest farming, Special Forest Products, Non Wood Forest Products, Forstliche Nicht-Holzprodukte, NWFP] Dazu kommen in den Tropen und Subtropen noch weitere, z.B. Hausgartensysteme wie Waldgärten oder komplexere sukzessive Systeme (nach Art von Ernst Götsch/Brasilien). Diese werden hier nicht oder nur am Rande behandelt.
Ertrag Der Gesamtertrag eines Agroforstsystems ist abhängig von dessen Gestaltung. Der Einzelertrag der Unterkulturen (z.B. Ackerbau oder Weide) liegt je nach Gestaltung und Alter des Agroforstsystems über oder unter dem einer Monokultur. In der gesamten Umtriebszeit bei Wertholz-Agroforstsystemen bei einer Pflanzdichte von mehr als 10 Bäumen / ha (meist 40 bis 60 Jahre Gesamtumtriebszeit) liegt der Gesamtertrag von Bäumen und Unterkulturen zusammen deutlich über dem von Monokulturen, wobei der Einzelertrag der Unterkultur gegenüber dem von Monokulturen mit zunehmender Verschattung deutlich sinken kann.
Aufasten
der Bäume
Die Kosten in Agroforstsystemen unterteilen sich in Anlage-, Pflege- und Erntekosten. Die Anlage ist relativ günstig im Verhältnis zu einer Aufforstung oder Kurzumtriebsplantagen, da im allgemeinen nur 30 (Wertholz) bis 200 (z.B. Pappeln) Bäume pro Hektar gepflanzt werden. Bei 0,60 (Pappeln) bis 5,00 EUR (Wertholz) entspricht das max. 250 EUR plus Baumschutz und Arbeitskosten (Pflanzung). Die Pflege ist abhängig von der Art der Bewirtschaftung (z.B. ein mal jährlich ein Herbizideinsatz auf der Baumscheibe). Die ersten 15 Jahre müssen die Bäume im Winter aufgeastet werden. Die Ernte findet ein Mal alle 12 Jahre (z.B. Pappeln) bis 50 Jahre (Wertholz) mit üblicher Forsttechnik statt.
Naturschutz Da die Baumstreifen in Agroforstsystemen aus der jährlichen Bodenbearbeitung heraus genommen werden und die Gehölze einen ganzjährige räumliche Struktur bilden, ist mit einer deutlichen Erhöhung der Artenvielfalt gegenüber einer Monokultur zu rechnen. Dies gilt sowohl für konventionelle als auch biologisch wirtschaftenden Betriebe. Die Art und Vielfalt der gepflanzten Bäume oder Sträucher beeinflusst dabei die Größe und Art des Artenspektrums. Selbst Hybridpappeln in Agroforst-Monokultur wirken auf diese Weise schon belebend. Optimalerweise sollte der Baumstreifen von ca. 1 m Breite mit schwach wachsenden, gebietsheimischen Kräutern und Gräsern begrünt werden. Bodenbrütende Vogelarten wie die Grauammer sind allerdings deutlich benachteiligt, so dass Schutzgebiete dieser Arten von Agroforstsystemen ausgenommen werden sollten.
Der herkömmlichen Landbau profitiert in vielfältiger Weise von der Anlage von Agroforstsystemen. Das Ertragsniveau wird durch die Bäume nicht gefährdet. Durch Windschutzmaßnahmen kann in trockenen Sommern eine Ertragsstabilisierung erreicht werden. Die Wurzeln der Bäume im Unterboden profitieren von den Nährstoffen, die von den Kulturpflanzen nicht aufgenommen werden und verhindern so deren Auswaschung. Auch die Pflanzung von Pappeln mit mittleren Umtriebszeiten erhöht schon die Biodiversität auf dem Acker enorm, besonders wenn ein Bewuchs auf den Gehölzstreifen erhalten bleibt.
Ökologischer Landbau Agroforstsysteme sind auch für den Ökolandbau gut geeignet, aus ökonomischen wie ökologischen Gründen. Es gelten die gleichen Argumente wie auch für den konventionellen Landbau, da beide durch die regelmäßige Bodenbearbeitung geprägt sind. Die Agroforststreifen als Rückzugsraum für Insekten und Bodenleben und als Windschutz dienen so dem naturnahen Anbau in besonderer Weise.
Jagd Besonders in Struktur armen Agrarlandschaften sind Agroforstsysteme ein hervorragender Weg der effizienten Förderung von Wild. Kommt der Strukturreichtum von Bäumen der Artenvielfalt generell zugute, bieten erst Strauch-Agroforstsysteme (beispielsweise Hecken) oder Streifen von Kurzumtriebsplantagen dem Niederwild ausreichend ganzjährige Deckung.
Gentechnik Da Agroforstsysteme wie alle Mischkulturen generell ein höheres Ertragspotential als Monokulturen bieten, sollte dieses zunächst eingeführt und konsequent umgesetzt werden. So sind die Bemühungen, gentechnisch veränderte Pappel zu erzeugen, schlicht und einfach überflüssig. Da herkömmliche Methoden in den letzten Jahrzehnten bei der Züchtung von schnellwachsenden Baumarten von Politik und Forschung vernachlässigt und sogar gestrichen wurden, bedarf es nun einer dauerhaften und zuverlässigen Förderung an, anstatt auf die risikoreiche Gentechnik mit ungewissem Erfolg zu setzen.
Nicht in jedem Fall ist ein reduziertes Lichtangebot für unsere Ackerkulturen und Weidegräser von Nachteil (z.B. durch Erhöhung des Eiweißgehaltes). Erfahrungen von Waldrändern dürfen aufgrund der unterschiedlichen Situation nicht einfach auf Agroforstsysteme übertragen werden. Vielen Kulturpflanzen (vor allem Getreide und Futtergemengen) reicht das diffuse Lichtangebot in den hoch aufgeasteten Agroforstsystemen völlig aus. Eine Ausnahme bilden C4-Pflanzen wie Mais. Umgekehrt bieten Schatten verträgliche und bedürftige Kulturen wie Ginseng oder Bärlauch noch ein großes Marktpotential. Für die meisten Tiere ist ein schattiger Platz in der Weidehaltung notwendig.
In Reihen auf Acker oder Wiesen gepflanzt gelten hochstämmige Obstbäume als traditionelle Agroforstsysteme. Die heute angelegten Neupflanzungen auf meist minderwertigen Restflächen sind allerdings betriebswirtschaftliche kaum von Bedeutung. Dazu bedarf es größerer Flächen von mittleren Bodenqualitäten, ausreichend Niederschlag (mind. 800 mm/Jahr) und ein integriertes Anbausystem und Vermarktung. Durch eine höhere Veredelung auf mind. 3 m und ein konsequentes Aufasten im Jungstadium lassen sich diese Obstbäume als Wertholz (v.a. Birne) vermarkten.
Rechtliches Jeder Grundbesitzer hat das Recht, Bäume und Sträucher zu pflanzen (Abstände siehe Nachbarschaftsrecht). Um Einschränkungen bezüglich der späteren Nutzung zu vermeiden, sind derzeit Gespräche und Verträge mit den zuständigen Behörden (für Land- und Forstwirtschaft, Naturschutz) empfohlen. Rechtliche Situation in Deutschland
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